Abschlusskonferenz im Zeichen der Nachhaltigkeit

SPARCS Upscaling

I. Die SPARCS Abschlusskonferenz

Am 11. und 12. September fand in Espoo, der zweitgrößten Stadt Finnlands, die gleich westlich der Hauptstadt Helsinki liegt, die Abschlusskonferenz des EU-Projekts „SPARCS“ statt.

Kernziel dieses von der EU im Rahmen des Programms „Horizon 2020“ geförderten Projekts ist es, die Klimaziele durch urbane Transformationsprozesse in Vorreiterstädten verstärkt im Rahmen von sogenannten PED (Positive Energy Districts) umzusetzen. Leuchtturmstädte des Projektes sind Espoo und Leipzig. Partnerstädte sind Kifissia (GR), Kladno (CZ), Lviv (UKR), Maia (PRT) und Reykjavik (ISL).

Während der fünfjährigen Umsetzungsphase „haben über 400 Personen an dem Projekt mitgewirkt, es hat über 25 wissenschaftliche Veröffentlichungen hervorgebracht, über 1.000 Veranstaltungen [wurden] organisiert und 43 Maßnahmen in Demonstrationsbezirken in SPARCS-Leuchtturm- und in anderen Städten durchgeführt. Bei der Abschlussveranstaltung kamen Experten, Stadtvertreter und Interessenvertreter zusammen, um über diese Erfolge zu reflektieren, Erkenntnisse auszutauschen und die Zukunft der städtischen Transformation zu skizzieren.“ (Zitat übersetzt).

Die Vielfalt der Aktivitäten von der Bürger*innen-Beteiligung bis hin zu Hochtechnologielösungen war beeindruckend und inspirierend zugleich. Beispielhaft wurden im Rahmen der Konferenz auch zwei Umsetzungsprojekte besucht. So wurde das neu errichtete Einkaufszentrum in Lippulavia mit final 8 integrierten Wohnblöcken mit ca. 560 Wohnungen besucht. Das Energiesystem umfasst Wärmepumpen mit Geothermienutzung (170 Bohrlöcher bis in 300 Meter Tiefe im festen Granit), die Nutzung von Solarenergie, Batteriespeicher sowie den Anschluss an das städtische Fernwärmenetz. Ein besonderes Feature stellt die der Fassade vorgesetzte Fotovoltaikanlage dar, die auch architektonisch ein Highlight ist (siehe Foto unten). Die im Einkaufszentrum integrierte öffentliche städtische Bibliothek wurde unter Beteiligung von Kindern und Jugendlichen gestaltet. Mieter*innen-Dialog und Bürger*innen-Beteiligung werden auch nach Eröffnung des Komplexes systematisch praktiziert.

Im Fokus der Konferenz standen einerseits die Präsentation der Ergebnisse der einzelnen Städte, die umfangreich dokumentiert wurden (siehe hier).

Ein weiterer Schwerpunkt der Konferenz war es, die Nachhaltigkeit der Ergebnisse zu fördern.

II. Upscaling aus der Wiener Perspektive

Upscaling – aber was und wann?

Verstehen des strategischen Umfangs und der „Granulationsebene“

H2020-Projekte werden auf einer bestimmten Governance-Ebene umgesetzt und müssen in den jeweiligen Rahmen der Governance, der Stakeholder bzw. Interessengruppen, der Erwartungen der Bürger und der gesellschaftlichen Dynamik eingebettet werden.

Im Allgemeinen werden technische Lösungen in einem globalisierten Markt entwickelt, daher müssen Möglichkeiten der Hochskalierung in Form von Mehrwerten auf lokaler Ebene gefunden werden.

Die Pilotlösungen der H2020-Projekte müssen an die jeweilige lokale Granulationsebene angepasst werden.

Die Zusammenarbeit im Rahmen von H2020 bietet einen Rahmen der Kreativität sowie einen sicheren Rahmen für Innovationen und eine Quelle der Inspiration, die in der Folge zu Maßnahmen auf lokaler Ebene münden müssen.

Daher

  • Upscaling muss mit der Konzeption des H2020-Projekts beginnen und wird während der Projektlaufzeit umgesetzt.
  • Upscaling im Lichte der lokalen Nachhaltigkeit muss ein breites Spektrum lokaler Faktoren und Akteure berücksichtigen: Lokale Maßnahmen sind erforderlich!
  • Wichtig ist die institutionelle Nachhaltigkeit wie etwa in Wien mit der Einbeziehung in die Weiterentwicklgung der städtischen Smart City Strategie oder die Einrichtung von städtischen (Folge-)projekten (IBA_Wien, RenoBooster / Hauskunft) oder Folgeprogrammen (WieNeu+).
  • Auch die Projektpartner*innen bzw. Stakeholder*innen haben eine bedeutende Rolle beim Upscaling/Hochskalieren und zwar insbesondere im Rahmen ihrer eigenen Organisationseinheiten.
  • Upscaling auf europäischer Ebene ist eine andere Sache und muss die Potentiale in den strategischen Ausrichtungen der EU (u.a. Green Deal, New European Bauhaus (NEB), EU-Taxonmomy …) zusammenführen. Sie muss die Rahmenbedingungen und Möglichkeiten schaffen.
  • Die Einbindung und Fokussierung von Stakeholdern ist eine spezifische Aufgabe und darf nicht mit der Beteiligung und Einbindung von Bürgern verwechselt werden (auch wichtig, aber eben eine anderer Fokus)!

Terminologie:

Die Gewährleistung der Nachhaltigkeit ist die zentrale Aufgabe jedes Projektmanagement, um dessen Ergebnisse (Output) auch langfristig wirken zu lassen (outcome). Die Terminologie unterliegt einem steten Wandel.

Im Rahmen von Smarter Together wurden dafür Begriffe wie „Governance Learning/Learning Governance„, „Replication„, „Harvesting workshops“ verwendet, die jeweils unterschiedliche Aspekte vermitteln. Das „Upscaling“ entspricht diesem Zugang.

Upscaling - Chancen für die Beteiligten schaffen

Wissensmanagement als Schlüsselaufgabe eines jeden H2020-Projekts

H2020-Projekte sind ein konkreter Rahmen, in dem greifbare Maßnahmen und Ergebnisse auf die zugrundeliegenden Visionen und Werte treffen.

Ein projektorientiertes Wissensmanagement stellt sicher, dass die spezifischen Erfahrungen unter den Akteuren/Stakeholdern im Hinblick auf ihr jeweiliges Upscaling geteilt werden.

  • Austausch von Erfahrungen und Wissen zu spezifischen Themen oder technischen Fragen im Rahmen von Peer-to-Peer-Workshops (P2P).
  • Im Rahmen von Smarter Together waren dies die von der UIV (Urban Innovation Vienna) geführten Maßnahmen von Replication und sog. „Harvesting Workshops“. (Abschlussbericht S. 162)

Das Prozessorientiertes Wissensmanagement – in Smarter Together als „Governance Learning“ kommuniziert.

  • Einbindung der Akteure aus den Reihen der Stadtverwaltung und der Projektteilnehmer in die Prozesse.
  • Ziel ist das „Teilen“ von Visionen und Werten und der Austausch von Fachwissen durch eine lebendige Projektkultur.
  • Dies förderte die partizipative Projektentwicklung und -umsetzung (Stichwort Nutzung von „Crowd Intelligence“ / Co-creation). Insbesondere wurde das Projektwissen in den beteiligten Organisationen (Projektpartner, Fachabteilungen, sowohl auf Management- als auch auf Mitarbeiterebene) tief verankert.

https://www.smartertogether.at/upscaling-nachhaltigkeit/ (einschließlich englischer Version)

das Stadterneuerungsprogramm WieNeu+
WieNeu+ Homepage
WieNeu+ Stakeholder und Wissensmanamgement
WieNeu+ in Innerfavoriten (DE/EN)

Upscaling im sozialen Wohnbau

Europäische Dimension: Mehr als nur wirtschaftliche und bankfähige Lösungen

Es ist offensichtlich, dass der private (Immobilien-)Markt weder die (wirtschaftliche und rechtliche) Entschlossenheit hat, noch rechtlich in der Lage oder willens ist, die Nachfrage nach klimaresistenten leistbaren Wohnraum für die breite Bevölkerung zu befriedigen.

Um das Menschenrecht auf leistbaren Wohnraum zu gewährleisten (die Grundlage für Integration, gesellschaftliche Stabilität und Frieden), bedarf es, wie in allen anderen Bereichen der Infrastruktur, staatlicher Eingriffe.

Darüber hinaus ist der soziale und geförderte Wohnbau, der sich an verschiedenen Kriterien orientiert, in Wien dank des 4-Säulen Modells des wohnfonds_wien der innovativste, hochwertigste und zukunftsorientierteste Bereich des Wohnbaus.

Daraus resultiert:

  • Eine Schlüssellösung: ein „Geschäftsmodell“ im Rahmen einer gesetzlichen Sonderregelung für den gemeinnützigen Wohnungsbau, das erschwinglichen Wohnraum und die strategische Umsetzung von klimaresistenten Innovationen ermöglicht.
  • „Bankfähige“ Lösungen müssen immer auch die gesellschaftliche Dimension berücksichtigen und daher Governance und staatliche Förderungen als Teil der Lösung einbeziehen.
  • Die Vertiefung von Wissen und Fähigkeiten (und gemeinsamer gesellschaftlicher Werte) unter den Akteuren des (sozialen) Wohnbaus ist entscheidend für die nachhaltige Umsetzung und Weiterentwicklung von Innovationen.
  • Sozialer Wohnungsbau für viele sorgt für eine erhebliche Hebelwirkung bei der Umsetzung von Green Deal, NEB, EU-Taxonomie usw.

English Summary / Zusammenfassung in Englisch:

SPARC Conference in Espoo: Focus Upscaling

I. Sparcs and the Final Conference

On 11 and 12 September, the final conference of the EU project ‘SPARCS’ took place in Espoo, the second largest city in Finland, which is located right next to the capital Helsinki.

The core objective of this project, which is funded by the EU as part of the ‘Horizon 2020’ programme, is to increasingly implement climate targets through urban transformation processes in pioneering cities as part of so-called PEDs (Positive Energy Districts). The project’s flagship cities are Espoo and Leipzig. The partner cities are Kifissia (GR), Kladno (CZ), Lviv (UKR), Maia (PRT) and Reykjavik (ISL).

During the five-year implementation phase, ‘over 400 people have been involved in the project, it has produced over 25 scientific publications, over 1,000 events [have been] organised and 43 actions have been carried out in demonstration districts in the SPARCS lighthouse and other cities. The final event brought together experts, city representatives and stakeholders to reflect on these achievements, share insights and outline the future of urban transformation.’ (quotation).

The variety of activities, from citizen participation to high-tech solutions, was both impressive and inspiring. Two exemplary implementation projects were also visited during the conference. The newly built shopping centre in Lippulavia with 8 integrated residential blocks with around 560 flats was visited. The energy system includes heat pumps using geothermal energy (170 boreholes drilled to a depth of 300 metres in solid granite), the use of solar energy, battery storage and connection to the municipal district heating network. A special feature is the photovoltaic system in front of the façade, which is also an architectural highlight. The public municipal library integrated into the shopping centre was designed with the participation of children and young people. Tenant dialogue and citizen participation will be systematically practised even after the complex opens.

The conference focussed on the presentation of the results of the individual cities, which were extensively documented (see here).

Another focus of the conference was to promote the sustainability of the results.

 

II. Upscaling from a Viennese perspective

Upscaling – but what and when?

Understanding the strategic scope and granulation level

  • H2020 projects are implemented on a specific governance level and have to be embedded in the respective frameworks of governance, stakeholders, citizen’s expectations and societal dynamics.
  • In general terms, technical solutions are developed in a globalized market, hence upscaling opportunities have to be found in added values on local level.
  • Pilot solutions of H2020 projects have to be adapted on its specific granulation level.
  • H2020 co-operation provides a framework of freedom and safe space for innovation and a source of inspiration – that has to result in local (appropriate) level follow-up action.

Thus

  • Upscaling has to start with the H2020-project conceptualization and is implemented during project duration.
  • Upscaling in the light of local sustainability has to take into consideration a broad range of local factors and actors: Local actions are required!
  • Institutional sustainability is important, such as in Vienna with the inclusion in the further development of the city’s smart city strategy or the establishment of urban follow-up projects (IBA_WienRenoBooster / Hauskunft) or follow-up programmes (WieNeu+).
  • The project partners and stakeholders also have an important role to play in upscaling, particularly within their own organisational units.
  • Upscaling on European level is a different thing and has to merge the potentials in EU strategic orientations regulations (i.a. Green Deal, New European Bauhaus (NEB), EU-Taxonmomy …). It has to provide the framework conditions and opportunities.
  • Stakeholder involvement & focus is a specific task and has not to be confound with citizen’s participation and involvement (also important but a different thing)!

 

Terminology:

Ensuring sustainability is the central task of every project management programme in order to ensure that its results (output) also have a long-term effect (outcome).
Terminology is constantly changing.

In the context of Smarter Together, terms such as ‘governance learning/learning governance’, ‘replication’ and ‘harvesting workshops’ were used, each of which conveys different aspects. ‚Upscaling’ corresponds to this approach.

Upscaling – creating opprotunities for stakeholders

Knowledge management as a key task of any H2020 project

H2020 projects are a concrete framework where palpable actions and results meet underlining visions and values.

  1. Project-oriented knowledge management ensures that the specific experiences are shared among actors/stakeholders in the light of their respective upscaling.
  • exchange experiences and knowledge on specific topics or technical issues in the framework of peer-to-peer workshops (P2P).
  • As part of Smarter Together, these were the systematic replication activities including „harvesting workshops“ organised by UIV (Urban Innovation Vienna). (Final report p. 162)
  1. Process-oriented knowledge management – communicated in Smarter Together as „Governance learning“.
  • involving the actors from the ranks of the city administration and the project participants in the processes.
  • The aim is to „share“ visions and values and to exchange expertise through a living project culture.
  • This promoted participatory project development and implementation (keyword use of „crowd intelligence“ / co-creation). In particular, the project knowledge was deeply anchored in the organisations involved (project partners, specialist departments, both at management and staff level).
  • https://www.smartertogether.at/upscaling-nachhaltigkeit/ (including English version)

 

Upscaling in (social) housing policies

European Dimension : More than business and bankable solutions

  • It is obvious that the private (property) market neither has the (economic and legal) determination, nor is it able or willing to meet the demand for climate resilient social housing for the many.
  • In order to guarantee the human right to affordable housing (integration, societal stability and peace), state intervention is required, as in all other areas of infrastructure.
  • Furthermore, social and subsidised housing, which in Vienna is based on the 4-pillar model implemented by the wohnfonds_wien, the most innovative, high-quality and future-oriented area of housing construction.

 As a result:

  • A key solution: a ‘business model’ within the framework of a special regulation for non-profit housing enabling affordable housing and strategic implementation of climate resilient innovation.
  • “Bankable” solutions will always have to consider the societal dimension and thus have to include governance and subsidies as a part of the solution.
  • The development of skills and knowledge (and common societal values) amongst stakeholders is crucial in the sustainable implementation and further development of innovations.

Social housing for the many ensures a substantial leverage effect in implementing Green Deal, NEB, EU-taxonomy etc.

Bojan Schnabl