In Kürze ist ein Jahr vergangen seit das EU-Projekt Smarter Together am 1. Februar 2016 offiziell gestartet ist. Wir wollen die Zeit um den Jahreswechsel für einen kurzen Rundumblick nutzen, bevor wir ins nächste Projektjahr starten.
Smarter Together wird Eins
Vielfältige Ideen und Innovationen für die Stadt der Zukunft gemeinsam mit den Menschen: Gemeinsam g’scheiter.
Kurz zur Ausgangslage
Smarter Together ist aktuell das größte von der EU geförderte innerstädtische Stadterneuerungsprojekt in Wien, das die Umsetzung innovativer „Smart City“-Konzepte und -Technologien im Bestandsgebiet in Simmering anstrebt.
In Smarter Together werden neue Lösungen für die Bestandsstadt in Wien, München und Lyon entwickelt. Bereits durch den Titel – also „Gemeinsam g’scheiter“ – soll das Ziel einer breiten Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure verdeutlicht werden. Smarter Together ist ein Projekt ganz im Sinne der Smart City Wien Rahmenstrategie, weil wir themenübergreifend arbeiten, um die verschieden Aspekte der Stadterneuerung bestmöglich zu berücksichtigen und auf einander abzustimmen.
Diese Wiener Vision einer integrierten Stadtentwicklung gemeinsam mit den BewohnerInnen und allen anderen Akteuren stellte wohl auch den besonderen Mehrwert dar, der bei der Projekteinreichung im Rahmen des an sich doch recht technisch ausgerichteten EU-Förderprogrammes Horizon 2020 für Demonstrationsprojekte zum Tragen kam.
Konkret heißt das Sanierung und Nachverdichtung mit Mobilität, Energiesystemen, Grün- und Freiräumen oder IKT-Infrastruktur zu vernetzen, um auch in Zukunft Lebensqualität für die Menschen im Stadtteil zu gewährleisten. Der Ansatz auf Stadtteilebene – im Projektgebiet leben rund 22.000 Menschen – zeigt sich hierbei als sehr zielführend.
Die Projektpartner
Besonders hervorzuheben ist eingangs auch die außerordentlich positive und dynamische Zusammenarbeit aller Projektpartner und städtischen Akteure, ohne die weder eine erfolgreiche Projekteinreichung noch die zahlreichen Aktivitäten und konkreten zusätzlichen Resultate erreicht hätten werden können:
BWSG und Wiener Wohnen sind die zentralen Wohnbauträger, denen wir die smarte Sanierung von Wohngebäuden verdanken. Die Wiener Stadtwerke einschließlich Wien Energie, Wiener Linien und NEUMO sind für infrastrutkturelle Maßnahmen zuständig, die Kelag Wärme ist ein lokaler Fernwärmelieferant. Siemens Leberstraße, Post und Sycube bedienen Projektbereiche rund um betriebliche Mobilität. Das AIT ist der zentrale Ansprechpartner in Sache Beforschung und Monitoring. Die Wiener Smart City Agentur TINA Vienna, die VHS Simmering sowie die Gebietsbetreuung GB* 3/11 sind ebenso aktiv am Projekt beteiligt und tragen zur Nachhaltigkeit und lokalen Verankerung bei. Zudem sind acht Magistratsabteilungen im Projekt involviert, die neue Wege in der Stadterneuerung gemeinsam gehen.
Smarter Together Lenkungsausschuss unter der Schirmherrschaft von Wohnbaustadtrat Dr. Michael Ludwig, Credit – PID – Jobst
Zum Projektgebiet
Das Projektgebiet im Norden von Simmering liegt zwischen Ostbahn und Simmeringer Hauptstraße, und umfasst die Sprengel rund um den Enkplatz und Geiselberg. Das Gebiet ist baulich und sozial sehr heterogen. Der Migrationsanteil ist deutlich höher als in Wien gesamt, und neben vielen jüngeren Menschen gibt es auch Bereiche mit mehr älteren Personen. Die Bebauung besteht aus Kleingärten bis hin zu Gründerzeitblocks, Wohnanlagen der Zwischenkriegszeit und der zweiten Hälfte der 20. Jahrhunderts sowie vermehrt Neubau. Zusätzlich gibt es große Industrie- und Gewerbeflächen. Gerade Gebäude der Nachkriegsperiode müssen vermehrt saniert und erneuert werden. Insofern ist das Gebiet auch exemplarisch für viele andere Bestandsgebiete in Wien mit einem wesentlichen Anteil an der Gesamtbevölkerung.
Projektgebiet Smarter Together mit einem Teil der Maßnahmen und Objekte
Ideen und Aktivitäten 2016
Im Projektgebiet fanden 2016 verschiedene zielgruppenorientierte Beteiligungs- und Informationsveranstaltungen statt, wie E-Bike testen, eine Mobilitätsbefragung vor Ort oder das SIMmobil Fest beim VHS-Vorplatz. Bereits ab September war das „SIMmobil – das Simmeringer Infomobil“ im Gebiet im Einsatz. Dieser für das Projekt adaptierte Anhänger wird in den kommenden Jahren im öffentlichen Raum stehen und zu unterschiedlichen Themen bespielt. Auch beim Simmeringer Straßenfest war Smarter Together = Gemeinsam g’scheiter vertreten. Mittlerweile ist das Projekt bereits weitgehend im Grätzel bekannt. Um die Menschen vor Ort mit den Zukunftsthemen zu erreichen, braucht es sehr konkrete und klar kommunizierte Angebote über einen längeren Zeitraum. Für 2017 haben wir dazu einiges vorgesehen, u.a. mit lokalen Institutionen und natürlich wieder mit der GB* 3/11, bei der wir uns für den bisherigen Einsatz bedanken!
Das mobile Kommunikationslabor SIMmobil, Foto PID / Jobst
„Gemeinsam g’scheiter“, am besten vor Ort. Foto: IBA_Wien / Schedl
Bei den Gemeindebauten in der Lorystraße und Herbortgasse, die im Rahmen von Smarter Together = Gemeinsam g‘scheiter saniert werden, sind die Planungen bzw. Vorbereitungen zu den Ausschreibungen weiter vorangegangen. Ein sehr wichtiger Aspekt waren die Info-Abende für BewohnerInnen. Ein Setting mit Thementischen und der ausreichenden Möglichkeit für direkte persönliche Gespräche hat sich als sehr konstruktiv erwiesen. Auf kurzem Wege konnten durch Einsatz der Wohnpartner und Wiener Wohnen die Anliegen der BewohnerInnen wie Betrieb der Waschküche während Sanierung und Gestaltung von Grünflächen und Außenbereichen direkt berücksichtigt werden. Aus unserer Sicht unverzichtbare Dinge zum Erfolg einer Smart City!
Im Rahmen der Sanierung der Wohnhausanlage Hauffgasse wird das Ergebnis des Schlichtungsverfahrens bald vorliegen. Rein für bauliche Maßnahmen stehen zusätzlich 1,3 Millionen Euro EU-Förderung im Projektzeitraum bereit, die mietpreissenkend für die BewohnerInnen wirken. Im Energiekonzept für die Hauffgasse sind mittlerweile die Photovoltaik-Anlagen für Warmwasserbereitstellung und Haustechnik verankert. Das geplante E-Carsharing für die Wohnhausanlage wurde im November vor Ort mit den BewohnerInnen diskutiert. Dieses Sharing-Modell im gemeinnützigen Wohnungsbestand ist ein innovativer Vorreiter, und wir danken der BWSG und wohnbund für das Engagement im Projekt.
Der Beschluss des Gemeinderates zur Erweiterung der Neuen Mittelschulen Enkplatz und die Errichtung eines Null-Energie-Turnsaales war ein wichtiger Schritt für Smarter Together = Gemeinsam g‘scheiter, wo EU-Mittel für diese Maßnahmen bereitstehen. Ein spannendes Energiekonzept mit Solarnutzung, inklusive erstmalig geplanter Einspeisung von Solarthermie in das Fernwärmenetz ist weiter ausgereift. Wichtig auch zu erwähnen sind mehrere für 2017 geplante Aktivitäten zusammen mit der Schule, wie die Errichtung von innovativen Sitzmöbeln am Vorplatz mit Solarstrom und Ladevorrichtung (besonderen Dank an MA 33 und MA 56), Studien zu Fassadenbegrünung, einer gemeinsamen Projektwoche oder Mitgestaltung Außenbereiche. Auch dem Thema Schulwege und zu Fuß gehen werden wir uns 2017 widmen.
Erstes Projektrendering zum Turnsallbau in der NMS Enkplatz I + II, Foto MA 56
Weiterhin wird an Varianten zur pilothaften Nutzung von Abwärme für das Fernwärmenetz gearbeitet. Hürden hier sind einerseits Wirtschaftlichkeit aber andererseits auch längere Vertragsbindung durch Abwärmelieferanten im Kontext schwer kalkulierbarer Standortvoraussetzungen. Die KollegInnen von Wien Energie bleiben aber engagiert dran und prüfen verschiedene Alternativen. Der Punkt längerfristige Vertragsbindung hat uns auch in Zusammenhand mit der Nutzung von Dachflächen für Photovoltaik beschäftigt. Dabei kann es für Unternehmen schwierig sein, Dachflächen 15 Jahre oder länger vertraglich zuzusichern.
Im Bereich Mobilität nahmen die ersten Elektrofahrzeuge bei der Post (e-Vans für Paketzustellung) und Siemens Leberstraße (e-Gabelstapler und Elektroauto für internen Postverkehr) bereits im Jahr 2016 ihren Betrieb auf. Ein E-Bike Modell für den öffentlichen Verleih wurde nach einem Testtag von Sycube mit den BewohnerInnen im Grätzel festgelegt. Gleichzeitig laufen Vorbereitungen für das E-Carsharing Modell. Ziel ist es, ein innovatives und nachhaltiges Geschäftsmodell partizipativ zu entwickeln. E-Mobilität war ein Schwerpunkt der EU-Ausschreibung, und wird ein wichtiger aber nicht der einzige Baustein im Mobilitätssystem der Zukunft sein.
Im Rahmen des Stadterneuerungsprojektes wurde unter Federführung der MA 18 eine Lokale Mobilitätsstrategie für das Projektgebiet erstellt. Darin wurden Umsetzungsprojekte von Smarter Together = Gemeinsam g‘scheiter als auch ergänzende Maßnahmen nach einer Gebietsanalyse dargestellt. Genauere Einblicke zur Situation vor Ort gewährte eine Mobilitätsbefragung im Projektgebiet. Nach über 300 Rückmeldungen zeigt sich das 40% gerne öfter mit dem Fahrrad fahren würden, in 40% der Haushalte kein PKW zur Verfügung steht und 10% bereits Mitglied bei einem Carsharing Anbieter sind.
Das Konzept eines Mobility Points wurde mittlerweile von den Wiener Stadtwerken ausgearbeitet, und wird in der Nähe der U3 Station Simmering umgesetzt. Dabei werden unterschiedliche Mobilitätsservices wie Carsharing, Radverleih, e-Ladestation oder Radabstellanlagen bei einer Station des öffentlichen Verkehrs miteinander gekoppelt. Wesentlich dabei sind smarte Zugangsmedien der Wiener Stadtwerke mittels Karte oder App und Software-Plattformen für die Integration verschiedener Mobilitätsdienstleistungen.
Designstudien als erster Eindruck zum möglichen Aussehen eines Mobility Points © NeuMo
Monitoring und Evaluierung sind ein wesentliche Teile des EU-Projektes. Grundlagen zu den Erhebungen und Informationsaustausch zwischen den Partnern wurden 2016 unter Leitung des AIT erarbeitet. Durch Smarter Together = Gemeinsam g‘scheiter wird auch der Aufbau einer städtische Datenplattform gefördert, die das Datenmanagement für zukünftige Arbeitsprozesse erleichtern soll.
Auf europäischer Ebene stehen wir in ständigem Kontakt mit unseren Partnern aus München und Lyon, auch mit den sogenannten Follower-Cities gibt es einen regelmäßigen Informationsaustausch. Insgesamt ist Smarter Together = Gemeinsam g‘scheiter auch international präsent und trägt so mit seinen Innovationen und partizipativen Prozessen zum positiven Image von Wien und zur Standortattraktivität der Stadt bei, was auch ein Beitrag für die wirtschaftliche Dynamik der Stadt ist.
Wissensmanagement
Wissensmanagement ist eine der zentralen roten Fäden des Projektes, bei dem es einerseits um die konkrete Umsetzung von beispielhaften Demonstrationsprojekten geht, andererseits aber auch darum, die gewonnenen Erfahrungen und das Wissen um Methoden und Prozesse in den jeweiligen Stadtverwaltungen sowie bei den beteiligten Organisationen zu verankern.
Das Frauenhofer Institut aus Stuttgart koordinierte Beiträge zu thematischen Empfehlungsberichten und startete die zentrale Koordination zum geplanten internationalen „Peer-to-Peer“ Austausch auf fachlicher Ebene. Diese Aktivitäten konnten wir in Wien lokale vertieften, so etwa mit einem thematischen Besuch in Graz, wo es innovative Mobilitätspunkte, neue Fernwärmemodelle und um den Erfahrungsaustausch zu EU-Projekteinreichungen ging.
Interessante Inputs und Workshops zu innovativen Geschäftsmodellen wurden mit der Uni St. Gallen organisiert. Das europäische Netzwerk Energy Cities hat den Projektauftrag, das Projekt in europäischen Städten bekannt zu machen und war mit Wien in regelmäßigem Austausch.
Im Management reden wir seit 2016 auch vom Programm Smarter Togehter, da es allein in Wien aus 20 miteinander vernetzten Umsetzungsprojekten von der Sanierung der Wohnhausanlagen bis zu Mobilitätsprojekten, und 35 Arbeitspaketen von BürgerInnenbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit bis hin zu Monitoring besteht. Rund 70 Personen arbeiten direkt an Smarter Together in Wien, und viele mehr sind immer wieder involviert.
Projektkommunikation
Ein zentrales Anliegen von Smarter Together = Gemeinsam g’scheiter ist es, einen intensiven Austausch zwischen den Projektbeteiligten, den Mitarbeitern der verschiedenen Magistratsabteilungen und Geschäftsgruppen der Stadt Wien sowie natürlich einem weiteren Publikum und den Menschen vor Ort zu pflegen. Zahlreiche Pressemeldungen bestätigen das Interesse am Projekt und dass das Projekt auch für die Medien attraktiv und berichtenswert ist. Auf internationale Ebene ist übrigens die Brüsseler Agentur GOPACOM für die Projektkommunikation engagiert.
Jana Hann von der GB* 3/11 im Gespräch mit einer Grätzelbewohnerin im SIMmobil, Foto PID/Jobst
Um nachhaltig Informationen bereitzustellen wurde eine eigene Webseite eingerichtet (www.skipto.la/smt), die regelmäßig upgedated wird und wo man so manche interessante Insights und Links zu Filmen oder weiterführenden Informationen erhält. Der virtuelle Simmeringer Bezirksreiseführer und Fotoblog lädt dazu ein, Simmering neu zu entdecken und bisweilen auch ein bisserl gemeinsam über den Tellerrand zu schauen.
Seit September 2016 erscheint im monatlichen Rhythmus eine Newsletter (Anmeldung unter www.skipto.la/smt/Newsletter). Auf einer eigenen Flickr-Seite kann man sich zahlreiche Fotos von Veranstaltungen sowie vom Bezirk ansehen (https://www.flickr.com/photos/smarter_together_wien/albums). Auch Social Media werden bedient. In Vorbereitung sind Kurzfilme, die die Botschaft von Smarter Together = Gemeinsam g’scheiter zusätzlich vermitteln und zur Projektdynamik beitragen sollen.
Ausblicke
Eben diese Projektdynamik war seit der Einreichungsphase äußerst positiv und konnte auch im ersten Projektjahr weiter vertieft werden.
Die positive Dynamik der Projektes zeigt sich auch durch neu hinzugekommen Vorhaben, wie die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED durch die MA 33, ein Konzeptionsprojekt zu Telekommunikation im Bestandsgebiet der Wien Energie oder zusätzlichen Maßnahmen im Logistikbereich bei Siemens.
Regelmäßig melden sich neue Interessenten, die am gemeinsamen Projekt teilhaben und etwas beitragen wollen. So wird im Rahmen der interdisziplinären Projektkooperation von vier Wiener Universitäten (Uni Wien, TU, Wien, BOKU und WU Wien) im Rahmen der sog. Sustainability Challenge von Studenten eine Machbarkeitsstudie erstellt, die Projektideen für eine ökologisch wertvolle Fassadenbegrünung bei der NMS Enkplatz erstellt, was jedenfalls in der Frühphase zukünftiger Projekte berücksichtigt werden wird. Die Smarter Together = Gemeinsam g’scheiter Aktivitäten haben auch schon konkret dazu geführt, dass das Projektgebiet auch zum Blocksanierungsgebiet erklärt wurde, um die Dynamik des Projektes zu nutzen. Auch eine „Replication Area“, wo also in Wien selbst die Erfahrungen von Smarter Together = Gemeinsam g’scheiter weitergeführt und vertieft werden sollen, ist bereits auf gutem Wege. Die Zukunftsprognosen sind also äußerst positiv.
Danksagung
Wir bedanken uns bei Allen und speziell bei den vielen Kooperationspartnern für die tolle Zusammenarbeit und das große Engagement im vergangenen Jahr! Nur so konnten wir bereits das erste Stück des Weges gemeinsam zurücklegen.
Julia Girardi-Hoog und das Smarter Together Wien-Team
Mehr und Laufendes unter www.skipto.la/smt,
Newsletter bestellen hier: www.skipto.la/smt/newsletter
Zum Gesamtprojekt gibt es mehr Informationen unter http://smarter-together.eu/